Warum Meditation und Hochsensibilität zusammen gehören

Wenn du hochsensibel bist, kennst du es vermutlich. Man ist den ganzen Tag von Reizen umgeben, äußere und innere. Äußere in Form von Licht, Geräuschen, Gerüchen oder Menschen. Innere Reize in Form von Gedanken, Gefühlen oder dem Wahrnehmen von Körperfunktionen. HSPs (highly sensive persons) nehmen all diese Reize intensiver wahr und verarbeiten sie auch anders als andere Menschen. Dabei kann meist ein Gang durch den Supermarkt oder der Besuch einer Feier einen bereits an die Grenzen bringen und es kommt zur Reizüberflutung. In diesem Moment fühlt man sich oft hilflos, machtlos und überfordert. Doch das beste, was man bei einer Flut machen kann, ist es, sich einen sicheren Ort zu suchen. Und diesen sicheren, friedlichen Ort können wir durch das Meditieren finden.

Der Zugang zu deinem Inneren

Meditation wird auch der Weg zum Selbst genannt, die Erleuchtung, die Verbindung zu deinem Kern, deinem Ursprung und deiner Schöpferkraft. 

Damals wie heute…

Die Meditation gibt es wohl bereits so lange, wie es die Sprache gibt. Seitdem es den Menschen gibt, den wir heute kennen, meditiert er. Im alten Indien fand man bereits Darstellungen von meditierenden Menschen in der Indus-Kultur, vor rund 5000 Jahren. Es gibt jedoch auch Quellen, die behaupten, dass die Meditation vor über 13.000 Jahren in Drawidien, einem südlichen Teil Indiens, entstanden war. Doch auch in vielen anderen Kulturen, wie dem Buddhismus, ist die Meditation weit verbreitet.

So oder so, trotz ihres Alters hat die Meditation nichts von ihrer Wirkung und Effektivität verloren, im Gegenteil. In unserer heutigen, schnelllebigen Welt, die sehr von Materialismus, Konsum, Leistung und Vergleich geprägt ist, ist es umso wichtiger geworden, wieder die Verbindung zum Selbst, zum eigenen Ursprung und der Stille zu finden. Besonders wenn man hochsensibel ist.

Denn nicht selten verlieren wir Menschen uns in dieser Welt. Wir verlieren uns in der vermeintlichen Vorstellung, dass wir immer besser, immer schneller und leistungsstärker werden müssen, um „mitzuhalten“ und den Erwartungshaltungen anderer zu entsprechen. Wir jagen fremden Wertvorstellungen hinterher, leben fremde Lebensmodelle oder suchen Erfüllung im Konsum oder Materialismus. Besonders als hochsensibler Mensch kennst du es vielleicht, wenn du deine eigenen Bedürfnisse mal wieder ignorierst, um in deiner Umwelt „funktionieren“ zu können.

Und wenn du gerade diesen Artikel liest, trifft vielleicht etwas davon auf dich zu, doch du bist einen großen Schritt voraus, denn du scheinst diese Lebensführung zu hinterfragen, sonst würdest du jetzt gerade nicht hier sein. 

Wenn du also verstanden hast, dass dein Glück nicht von deinen äußeren Umständen und Leistungen abhängig ist, sondern in deinem Inneren gebildet werden musst, hast du die besten Voraussetzungen, um durch Meditation dich und dein Bewusstsein auf ein neues Level zu bringen. Du bist in der Lage dir einen friedlichen Rückzugsort und einen sicheren Platz zu schaffen, der für dich immer erreichbar ist.

Wieso Meditieren?

Die Meditation hat viele positive Auswirkungen auf den Menschen und sein Bewusstsein, so z.B.:

  • Beseitigung von innerer Unruhe, Nervosität und Motivations- oder Konzentrationsproblemen
  • Ein Gefühl von tiefster Entspannung, Wohlbefinden, Ruhe und wachsender Geduld
  • Belastende Gedanken werden aufgelöst und die innere Mitte, die Achtsamkeit, Leichtigkeit und der innere Frieden gestärkt
  • Du erlangst mehr Verbundenheit, Klarheit, Selbstliebe, Dankbarkeit und Hingabe
  • Du bekommst ein Gefühl von Grenzenlosigkeit, Einssein und Transzendenz

Vor jeder Meditation solltest du dir überlegen, welches Ziel oder welches Ergebnis du mit deiner Meditation erreichen möchtest, um deine Energien in eine Richtung lenken zu können und sie so effektiv wie möglich nutzen zu können. 

Neben den oben genannten Zuständen, die durch das Meditieren ausgelöst werden können, ist die Meditation zudem ein richtiger Glücksbringer. Denn durch regelmäßiges Ausüben trainierst du tatsächlich das Glückszentrum in deinem Gehirn. Wissenschaftliche Studien belegen, dass durch regelmäßiges Meditieren das Hirnareal für Glück größer wird, während das Areal für Angst, Sorgen und Trauer kleiner wird. Denn wir verbringen aktiv Zeit in diesem Glücksareal, wenn wir meditieren. Dadurch wird dieses, genau wie deine Muskeln im Körper, größer und stärker. Du trainierst also nicht nur deine Achtsamkeit, dein Bewusstsein und deine innere Mitte, sondern auch deine Fähigkeit, glücklich und erfüllt durch dein Leben zu schreiten.

Wie kann ich meditieren?

Um dich erfolgreich in einen meditativen Zustand zu versetzen, solltest du dir zunächst einen ruhigen Ort suchen, an dem du keine Ablenkungen um dich herum hast. Du solltest dir einen Zeitpunkt suchen, an dem du keinerlei Zeitdruck hast. Morgens nach dem Aufstehen oder Abends vor dem Schlafengehen ist es meist am einfachsten, da unser Körper zu diesen Zeiten noch im sogenannten „Alpha-Zustand“ ist. Das heißt, er ist in einer Art Ruhezustand, in dem er seine Energien noch nicht, oder nicht mehr so stark im Außen einsetzt. Somit ist es einfacher eine Verbindung zu deinem Inneren aufzubauen. Du kannst aber, vor allem mit etwas Übung, jederzeit und überall meditieren. 

Wenn du den richtigen Ort und den richtigen Zeitpunkt gefunden hast, gilt es eine bequeme Sitzposition zu finden. Hierbei ist alles erlaubt, was sich für dich gut anfühlt: Du kannst dich in den Schneidersitz setzen, dich auf den Boden oder auf dein Bett legen, oder es dir auf einem Stuhl bequem machen. Gerade abends solltest du jedoch aufpassen, dass es nicht zu bequem wird, da sonst die Gefahr besteht, einzuschlafen.

Der Rücken sollte dabei aufrecht sein und der Kopf leicht gehoben. Die Hände kannst du auf deinem Schoß ablegen, mit den Handflächen nach oben oder auch innen. Oder du faltest sie vor dir übereinander. Schau einfach, was sich für dich am natürlichsten anfühlt.

Es existiert nicht die eine richtige Methode zu meditieren. Ich stelle dir hier bloß einige Möglichkeiten vor.

Deine Atmung

Wenn du eine angenehme Körperhaltung eingenommen hast, nimm einen tiefen Atemzug durch die Nase und schließe die Augen. Atme wieder aus. Atme dreimal ganz tief durch deine Nase ein und durch deinen Mund wieder aus. Reize das Ausatmen so weit es geht heraus, um jegliche Anspannung aus deinem Körper zu atmen. Dann lasse deinem Atem seinen natürlichen Lauf, und konzentriere dich nur auf deine Atemzüge. Lege deine Hände dabei auf deinen Bauch und spüre wie sich deine Bauchdecke bewegt. Nehme den kleinen Luftstrom an deiner Nasenspitze bewusst war und spüre wie er beim Einatmen kühl und beim Ausatmen wärmer ist. Konzentriere dich dann auf den Wendepunkt zwischen dem Ein- & Ausatmen. Es gibt einen Punkt, an dem deine Atmung und dein Körper komplett innehalten, kurz vor der Ausatmung. Spüre diese kleine Pause deines Körpers und sieh ihn als kleinen Reset-Knopf an.

Body-Scan

Mache einen Body-Scan, und laufe mit deinem Bewusstsein einmal alle Körperteile einzeln durch. Beginne mit deinen Füßen, dann deine Waden, die Knie, deine Schenkel, deine Hüfte, der Bauch, deine Brust, dein Herz, deine Arme, die Hände, dein Hals, dein Gesicht… Nehme intensiv jeden Körperteil wahr und versuche herauszufinden, wie sie sich anfühlen. Fühlen sie sich leicht oder schwer an? Spürst du irgendwo eine Art Druck oder Unwohlsein? Sind sie angespannt oder locker? Und wenn du eine Stelle gefunden hast, die sich weniger gut anfühlt, atme noch einmal intensiv in diese Stelle hinein und stell dir vor, wie sie mit jedem Atemzug leichter, angenehmer und entspannter wird. Dies ist eine sehr schöne Methode, um Gründe für ein Unwohlsein aufzudecken und aufzulösen.

Um emotional mehr Stärke aufzubauen, atme in dein Herz hinein, denn hier liegt deine Herzenskraft, dein Ursprung.

Stell dir vor…

Ich arbeite auch immer sehr gerne mit Visualisierungen, dies spricht meist besonders hochsensible Menschen an, da sie Sinneseindrücke und Fantasien schneller nachempfinden und nachfühlen können. Wenn du dich also im meditativen Zustand befindest, kannst du dir die schönsten Orte vorstellen, die ein gutes Gefühl in dir auslösen. Stelle dir z.B. vor, wie du in dir  eine große, verzierte und prachtvolle Tür öffnest und du barfuß eine wunderschöne Wendeltreppe aus Marmor heruntersteigst. Spüre den Marmor unter deinen Füßen und nimm jede Stufe wahr. Unten angekommen befindet sich eine riesige, grüne Wiese voller Blumen. Nehme das frische Gras unter deinen Füßen war, die Wärme der Sonnenstrahlen, den Geruch der Blumen und das Vogelzwitschern im Hintergrund. Arbeite wirklich mit all deinen Sinnen, Sehen, Schmecken, Riechen, Fühlen, Hören. Du kannst dir natürlich auch deinen persönlichen Lieblingsort vorstellen. Schaffe dir deinen individuellen Ort der inneren Ruhe, Freude und Liebe, aus dem du Kraft und Frieden schöpfen kannst. Schau dich um, und denke daran, dass dieser Ort immer hier auf dich wartet und du ihn jederzeit besuchen kannst. Dieser Ort liegt in dir und du hast nun den Zugang dazu.

Und immer wenn wieder Gedanken auftauchen, akzeptiere sie einfach. Beobachte sie, wie Wolken am Himmel und lass sie wieder vorbeiziehen. Analysiere sie nicht, bewerte sie nicht, nimm sie einfach an und lass sie wieder weiter ziehen. Konzentriere dich dann einfach wieder auf deine Atmung, um ihnen nicht hinterherzulaufen. 

Wenn du ein konkretes Ziel mit deiner Meditation erreichen möchtest, wie z.B. das Auflösen von Ängsten, kannst du genau so mit Visualisierungen arbeiten. Versuche durch einen Body-Scan herauszufinden wo in deinem Körper die Angst steckt und atme hier wieder aktiv in diese Stelle hinein oder stell dir vor wie eine helles, weiß-goldenes Licht in diesen Bereich hineinscheint und alle negativen Emotionen auflöst. Sage dir innerlich und mach dir bewusst, dass diese Angst irgendwann in deiner Vergangenheit entstanden ist, um dich vor einer Gefahr zu schützen. Denk daran, wann konkret in deinem Leben, du zum ersten Mal dieses Gefühl verspürt hast, um dir klarzumachen, dass es nicht gegen, sondern für dich gearbeitet hat, weil es etwas Schlimmeres vermeiden wollte. Stelle dir vor, deine Angst hätte eine Form und Farbe. Wie würde sie aussehen? Nehme sie in deiner Vorstellung in den Arm und sage ihr: „Danke, dass du da bist. Ich weiß, dass du mich nur beschützen möchtest, aber ich brauche dich nun nicht mehr. Ich wähle den Weg des Vertrauens. Danke für deine Dienste, aber ich schaff es von hier aus ohne dich.“ Dann lass das Gefühl wie einen Luftballon in die Luft steigen und verabschiede dich mit einem Gefühl der Dankbarkeit und Zuversicht.

Also los!

Dies sind nur kurze Einblicke und Beispiele wie eine Meditation in etwa ablaufen könnte, jedoch bekommst du erst ein richtiges Gefühl dafür, wenn du es selbst ausprobierst. Zu Beginn empfehlen sich geführte Meditationen.

Am Anfang wird es vielleicht noch etwas ungewohnt sein, und es ist schwieriger seine Gedanken auszuschalten, das ist ganz normal. Doch je häufiger du dich in dein Inneres begibst, desto mehr Leichtigkeit und Erfüllung erlangst du durch die Meditation. „Übung macht den Meister!“

Eine Zen-Weisheit besagt: „Meditiere 20 Minuten täglich, es sei denn du hast keine Zeit, dann meditiere eine Stunde.“

Denn die Meditation ist dein Reset-Knopf, wenn es in deinem Außen wieder zu Hecktisch wird oder deine Gedanken dich überrollen. Es ist der friedlichste Zufluchtsort und deine Quelle für mehr Ruhe, Frieden, Ausgeglichenheit, Verbundenheit, Vertrauen, Selbstliebe, Stärke und Glück. Dein „Aus-Schalter“, wenn mal wieder alles zu viel werden sollte und eine der besten Präventionen, um ungewollte Reize besser auszuschalten.